Tres Imagos
auf der Flucht, der Ausbruch kann beginnen.
Gerne hätten wir schon vor 3 Monaten unsere Flucht begonnen, aber immer wieder war irgendwas wichtiger und letztendlich hatten wir bis dato kein passendes Fluchtfahrzeug.
Der Sommer ist zwar fast vorbei, aber nie standen die Sterne besser oder schlechter wie heute. Wir freuen uns, wenn ihr uns auf der Flucht zu unserem neuen Refugium auf die ein oder andere Art begleitet. Hier gibt es erstmal mehr Infos über uns, unseren bisherigen Weg und unsere Ziele.
Vielleicht hast du ja irgendwo unseren Steckzettelt gesehen. Wenn nicht, dann kannst du ihn als PDF downloaden. Wir haben versucht den Steckbrief klein zu halten, daher auch Steckzettel. Wenn Bedarf besteht, druck ihn aus, 2 mal auf A6 falten und steck ihn interessierten Menschen zu. Danke.
Beginnen wir mal mit ein paar Eckdaten: ÖkoHippie (33) ist von Beruf gelernte Erzieherin und arbeitet seit gut 10 Jahren als pädagogische Betreuerin für geistig- und körperlich behinderte Menschen bei der Diakonie. Vorher hat sie einige Jahre mit Jugendlichen in einem Jugendzentrum in Neukölln gearbeitet, sowie mit mehrfach Schwerstbehinderten. Sie ist also eine echte Sozialtante, ihr Beruf ist ihre Berufung und der Umgang mit geistig- und körperlich behinderten Menschen liegt ihr wohl am meisten. Diese Arbeit gibt ihr Befriedigung und sie ist dabei auch noch erfolgreich.
Doch leider ist es nun mal so, dass auch im sozialen Bereich wirtschaftlich gearbeitet werden muss und hier beißt sich die Katze in den Schwanz. Denn wenn sich die Klienten zu gut entwickeln, führt dies zu Veränderungen der Pflegebedürftigkeit und somit auch zur Verringerung der finanziellen Zuwendungen für den Klienten. Womit die Leitung der sozialen Einrichtung wiederrum ein Problem haben wird. Mit der Folge, dass Entwicklungsberichte „angepasst“ werden müssen und/oder die Förderung der Klienten eingeschränkt wird.
In meinen Augen und als außenstehender Beobachter, ist dieser Zustand sowas von verlogen und eine direkte Folge, dass Konkurrenz und Profit die Grundwerte unseres Wirtschaftens sind. Doch ich will mich hier nicht in Systemkritik verlieren. Aber es wäre wünschenswert, wenn ÖkoHippie ihre Berufung, sowie ihre Fähigkeiten ganz und im Sinne der Klienten ausleben kann. Vielleicht gibt es später Möglichkeiten ein entsprechendes gemeinnütziges Projekt zu entwickeln. Wir haben dazu Ideen, aber was davon realisierbar ist, steht auf einem anderen Blatt.
ÖkoHippie hat bis 2010 ihr Abitur in der Erwachsenenbildung nachgeholt und später noch eine Zusatzausbildung in Musik- und Klangtherapie absolviert. Denn Musik ist ein wichtiger Bestandteil ihres Lebens. Schon als junges Mädchen lernte sie Gitarre spielen und manchmal spielt sie auch in einer Band… das ist dann auch der Hippie in ihrem Nicknamen.
Das Öko im Nick ist eher ein Hobby. Denn wir sind nicht wirklich öko. Aber wir sind interessiert, um im Sinne aller die nach uns kommen, unseren ökologischen Fußabdruck klein zu halten. So macht ÖkoHippie bspw. die Feuchttücher fürs Baby seit einem Jahr selber, statt irgendwas zu kaufen. Auch mit Cremes, Salben, Kosmetik und Wasch- und Spülmittel wurde viel herumexperimentiert. Für den Eigenverbrauch, aber auch für Familie und Freunde wurden spezielle Cremes und Salben hergestellt.
Dafür nutzt ÖkoHippie ausschließlich natürliche Zutaten und es besteht Interesse einen eigenen Kräutergarten anzulegen und zu pflegen.
BioRocker (48) ist Informatiker und seit 18 Jahren selbständig… hört Rock und Punk, mag Nietzsche und Kant, immer mit dem Kopf durch die Wand und den Hammer links in der Hand. (Mehr fällt mir im Moment zu mir nicht ein. Ich bin so verdammt langweilig und farblos. Vielleicht kann ÖkoHippie ein paar Sätze über mich schreiben, oder du liest einfach hin und wieder zwischen den Zeilen – möglicherweise erkennst du mich ja irgendwo).
Ich bin jedenfalls die treibende Kraft bei unseren Bemühungen, in einer alternativen Gemeinschaft zu leben. Wieso und Warum wir anders leben wollen, ist eine längere Geschichte. Es waren unterschiedliche Prozesse und eine fortwährende Entscheidungsfindung. Dabei drehte es sich in erster Linie darum, wie wir mit Kindern leben wollen und all die anderen Fragen, die sich daraus für uns ergaben.
So verging erst einmal ganz viel Zeit im Internet, auf den Spuren alternativer Lebensweisen. Aber um 2009/2010 gab es noch wenige Gruppen und Gemeinschaften, die im Netz aktiv und auffindbar waren und aus dem deutschen Sprachraum noch weniger. Ansonsten war es wie es heute ist: überall viele Träumer und noch mehr Spinner.
Langsam hatte ich es satt, denn nur Theorie und Träumereien bringen uns nicht weiter. Ich brauchte endlich irgendwas Reales, etwas zum Anfassen und Ausprobieren. So fand ich irgendwann die Webseite von Kai und seinem „Lebensbaum“ auf den Kanaren. Das ging schon viel eher in die Richtung unserer Vorstellungen, mit Landwirtschaft und Selbstversorgung... Yippie! Im Sommer 2012 flogen wir das erste Mal hin, sowie in den Folgejahren und 2013 blieb ich drei Monate.
Aber was war der „Baum des Lebens“ und das Projekt „Wohnen für Arbeit“ eigentlich? Kai nannte es alternative Biohofgemeinschaft, es war in der aber auch ein privates Vermietungsgewerbe am Rande der Legalität und Bio war lediglich das Gemüse im Verkauf. Bei aller Kritik und trotz bitterer Erfahrungen, es war auch eine inspirierende Zeit mit Lisa, Kai, den Kindern und allen Menschen denen wir dort sonst noch begegnet sind. Wir haben gegärtnert, gewerkelt, gefastet und führten kontroverse Diskussionen, erheiternde Gespräche und hatten viel Spaß. Für 10 Tage hatte ich die Verantwortung für die Kinder, während Kai und Lisa in Portugal auf Landsuche waren. Und so bleibt es für mich eine besondere Zeit, in der ich neue Erfahrungen sammeln konnte, andere Sichtweisen kennenlernte und auch mit Enttäuschungen umgehen musste. Rückblickend kann man sagen, wir hatten ähnliche Ziele, aber unterschiedliche Herangehensweisen. Letztendlich unterliegen wir alle den Zwängen des Systems und manchmal mutieren dann Kapitalismuskritiker zum BWLer mit Milchmädchenrechnung.
Nachdem der Initiator Kai, mit Lisa und den Kinder 2014 nach Portugal weiterzog, schmiedeten wir mit Christian und Ingo neue Pläne. Hier kannst du mehr zum Luftschloss auf der Hunde-Finca in Icod de los Vinos lesen oder unsere Vorbereitungen zur Gründung eines gemeinnützigen Vereins. Die vorläufige Vereinssatzung beschreibt übrigens die Grundlagen, nach denen wir gemeinschaftlich leben wollen und unsere Vision zeigt nur eine von vielen Möglichkeiten, wie diese Gemeinschaft aussehen könnte.
Sei es drum, Träume sind Schäume. Vor einem Jahr ist unser Sohn geboren und es ist nicht wichtig wo wir leben, sondern wie wir leben. Daher schauen wir uns seit mehr als einem Jahr auch in D nach Anschluss an bestehende Gemeinschaften um. Aber das ist gar nicht so einfach.
Wir lieben gutes und natürliches Essen, gerne auch vegan, sind aber keine Vegetarier. Das allein kann schon ein Kriterium für eine Vorverurteilung sein. Aber als ich auch noch Nutztierhaltung erwähnte, gabs verbale Ohrfeigen und ick war auf der Metaebene Kannibale. Bei so viel moraltriefender Intoleranz, hab ick echt einen Moment überlegt, wie wohl ein Antispeziesist auf Holzkohle schmeckt?
Ich empfinde immer wieder großen Respekt, mit welcher Konsequenz manche Menschen Antworten vorleben, auf gesellschaftliche oder ökologische Fragen, die wir uns als Menschen zu stellen haben. Aber was macht es für einen Sinn, wenn ich schon beim ersten Mailaustausch von Queer als Patriarch verurteilt werde, weil unsere Geschlechterrollen mit Kind heteronormativ sind?
Du kannst doch sein wie du willst, aber lass alle anderen doch auch sein, wie sie sind. Über alles andere kann man doch reden oder bei einem guten Wein bis es hell wird philosophieren. Doch diese Art von Intoleranz findet sich scheinbar oft in Links-Alternativen Gruppen, aber auch bei Gemeinschaften die stark esoterisch oder religiös ausgerichtet sind.
Vielleicht hilft die Vorstellung, dass wir bei 7 Milliarden Menschen auch 7 Milliarden Wahrheiten haben und die Wirklichkeit immer irgendwo dazwischen liegt. Geben wir unsere Lebens- und Sichtweisen, unsere Konzepte und Lösungen nicht wie strickte Anweisungen mit Belehrungen, sondern wie wohlwollende Anleitungen oder veränderbare Rezepte weiter.
Schließlich haben wir die besten veganen Gerichte von Veganern gelernt, die uns als ahnungslose Nicht-Vegetarier tolerierten und uns mit ihrer Lebensweise inspiriert haben. Wir haben die Rezepte oft abgewandelt und dennoch, es bleibt jedes Mal eine weitere Mahlzeit ohne tierische Zutaten und damit auch ein Erfolg für die überzeugten Veganer.
Wir sind spirituell, interessiert und offen. Religion, Esoterik und Mystik können die inneren und äußeren Horizonte erweitern, ebenso wie Entheogene. Aber zu Risiken und Nebenwirkungen schlagen Sie auf Wikipedia Akzeptanz nach und fragen Ihren Schamanen mit Arzthonorar oder Ihren Waldapotheker. Wir sollten uns also immer wieder auf eine gemeinsame Realität einigen können, egal an was wir glauben.
Unsere Vorstellung von Gemeinschaft basiert auf Vielfältigkeit, freie Kooperation, bewusste Kommunikation und Empathie. Generationsübergreifend, gerne mit behinderten Menschen, solidarisch, gleichberechtigt und ohne Führer, aber durchaus mit fließenden Kompetenzhierarchien. Eine Gemeinschaft, die auf Gegenseitigkeit basiert unter Beibehaltung der persönlichen Privatsphäre und Eigenständigkeit jedes Einzelnen. Verbindlicher als eine gute Nachbarschaft, aber weniger eng als eine familiäre Beziehung.
Wir haben Interesse an Gartenbau zur Selbstversorgung, Permakultur, natürliche Nutztierhaltung, alternative Energiegewinnung und kreatives Re- und Upcycling in einer Gruppe unterschiedlicher Charaktere mit unterschiedlichen Talenten und Fähigkeiten.
Ich, (BioRocker) hätte Interesse an antikapitalistischen Experimenten. Aber kann sowas heute in Europa auch nur ansatzweise funktionieren? Oer müssen wir erst warten, bis das System kollabiert ist? Ich hab keine Ahnung und für ÖkoHippie stellt sich die Frage gar nicht... aber wir sind uns einig, dass wir gemeinnützig tätig sein wollen. Weniger aus Vereinsmeierei oder steuerlichen Gründen, sondern weil Menschlichkeit keine Ware sein kann.
Wir freuen uns über Menschen, die sich mit uns austauschen wollen, die uns kennenlernen wollen und vielleicht auch mit uns leben wollen.